Einführung in die Liturgie mit P. Johannes Hauck OSB / Niederaltaich

Bericht von Fr. Philippus Mayr OSB / Stift Göttweig

Vom 2. bis 6. Oktober 2017 fand in der Benediktinerinnen-Abtei Mariendonk das 4. Modul der „Gemeinsamen Noviziatsausbildung“ mit dem Titel „Einführung in die Liturgie“ statt.

Modul Liturgie 2017

Mit gemischten Gefühlen ob der großen Entfernung traten mein Mitbruder Fr. Thomas und ich die knapp 1.000 km lange Reise per Bahn ins Niederländisch-Deutsche Grenzgebiet an. Durch ein Begräbnis in unserem Konvent konnten wir uns der großen Schar in Mariendonk erst einen halben Tag verspätet anschließen. Insgesamt 21 Teilnehmer aus 17 unterschiedlichen Klöstern aus 4 Ländern (Deutschland, Schweiz, Österreich, Südtirol) waren versammelt, um von P. Johannes aus Niederaltaich in die Tiefen unserer Liturgie geführt zu werden.

Gleich zu Beginn bekam die Gruppe die Aufgabe, jeder Einzelne möge seine bisherigen persönlichen positiven und negativen Gedanken zum Begriff Liturgie sammeln und aufschreiben. Jeder hatte dann die Gelegenheit, diese der Gruppe vorzutragen und das geschriebene auf einer Tafel für alle ersichtlich anzubringen. In der Abschlusseinheit am letzten Tag wurden diese Gedanken noch einmal aufgegriffen und gemeinsam reflektiert. In Kleingruppen wurden mögliche Lösungsansätze für die aufgezeigten „Probleme“ mit der Liturgie erarbeitet und einander präsentiert.

Ein weiterer großer Abschnitt dieser Ausbildungstage betraf die Eucharistiefeier und hier ganz besonders die Hochgebete. Anhand ausgewählter Bibelstellen (Brief an Korinther, Markusevangelium, Apostelgeschichte) und nachbiblischer Schriften (Didache, 1. Apologie von Justin d. Märtyrer, „Traditio apostolica“) ergründeten wir, wie die frühen Christen gemeinsam Eucharistie feierten, welche neuen Herausforderungen die konstantinische Wende brachte und wie all diese Elemente zu unserer heutigen Eucharistiefeier führten. Wir lernten die Teile und Begrifflichkeiten des Hochgebetes wie Epiklese und Anamnese kennen und woher unsere westlichen Hochgebete kommen.

Da in der Abtei Niederaltaich auch der byzantinische Ritus gepflegt wird, konnte uns P. Johannes auch den Reichtum der östlichen Überlieferung zugänglich machen und über Gemeinsamkeiten und Unterschiede sowie das gemeinsame Leben in Niederaltaich referieren.

Der dritte große Teil des Kurses betraf das Stundengebet. Hier erarbeiteten wir die Entstehung unserer Gebets- und Festzeiten, sowie die Psalmenordnungen in ihren verschiedenen Ausgestaltungen. Auch unterschiedliche Gebetshaltungen und -gesten wurden besprochen und wie all diese Aspekte eine lebendige Liturgie aufbauen.

All das Gelernte konnten wir bei der Teilnahme an der Liturgie der Schwestern von Mariendonk nochmal beachten und vertiefen. Ungewohnt und unbekannt war zumindest für uns Göttweiger das Morgenoffizium mit integrierter Eucharistiefeier.

Neben all diesen Arbeitsschwerpunkten gab es auch noch Zeit für gemütliches Beisammensein. Ob bei den Essenszeiten oder bei gemeinsamen Spaziergängen durch die ruhige und weite Umgebung des Klosters, oder auch beim abendlichen Zusammensitzen der Gruppe. Wir nutzten die Gelegenheiten für einen regen Erfahrungsaustausch unter „Gleichgesinnten“ und fanden viele Gemeinsamkeiten mit unseren Erfahrungen im Ordensleben.
Wir hatten auch die Gelegenheit, die Klausur und die Paramenten-Werkstätten von Mariendonk zu besichtigen und konnten auch einen Blick in die Kirche werfen, deren Renovierung fast abgeschlossen ist und die durch ihre schlichte Schönheit besticht. An einem Abend luden uns die Schwestern von Mariendonk zu gemeinsamen Abendessen und Rekreation ein, wo neben netten Gesprächen mit dem Konvent auch jeder von uns die Möglichkeit hatte, sich und sein Heimatkloster vorzustellen und dessen Besonderheiten hervorzuheben.

Und viel zu schnell kam der Freitag als Tag des Abschied-Nehmens. Immer weiter löste sich unsere Gruppe auf dem Weg durch Deutschland ostwärts auf, wobei sich alle gegenseitig herzlich verabschiedeten und auf ein Wiedersehen hofften.
Aus unserer anfänglichen Skepsis zu der weiten Reise entwickelte sich bei Fr. Thomas und mir eine große Freude und Dankbarkeit, an dieser Ausbildungswoche teilnehmen zu dürfen und wir hoffen, dass wir wieder die Gelegenheit bekommen, an diesem Kursprogramm teilzunehmen.

Gottes Segen für all unsere Mitbrüder und Mitschwestern, denen wir in diesen Tagen begegnen durften und deren Häuser und Konvente.

Fr. Philippus, Stift Göttweig