Bericht über das Modul "Einführung in das Neue Testament" in Salzburg (Januar 2018)

von Fr. Patrick Hartlieb, Plankstetten

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Von 08.01 bis 12.01.2018 fanden sich im Rahmen der Gemeinsamen Noviziatsausbildung der VBD, elf Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus neun un¬terschiedlichen Klöstern aus Deutschland, der Schweiz und Italien, im Institut für Benediktinische Studien in Salzburg ein.

Nach einer Stärkung durch Kaffee und kleine Snacks und einer kurzen Vorstel¬lungsrunde fingen wir schon bereits mit der Ausbildung an. Unsere Referentin Sr. Dr. Justina Metzdorf OSB aus der Abtei Mariendonk bei Grefrath war einigen Teilnehmern/-innen bereits von vorigen Ausbildungsmodulen bekannt und stellte sich uns nochmals vor. So langsam ergibt sich in der Ausbildungs¬reihe der Gemeinsamen Noviziatsausbildung der VBD ein "engerer Kreis" der Teilnehmenden.

Das erste Ausbildungsthema handelte über die Kanongeschichte des Neuen Testamentes. Im 39. Osterfestbrief des Athanasius von Alexandrien (367) liegt eine Liste vor, in der erstmals alle neutestamentlichen Schriften aufgezählt wer¬den. Im Zuge dieses Thema wurde die Geschichte der Paulusbriefe und Evange¬lien erläutert. Zudem zu Letzt genannten Thema wurden uns die Apokryphen Evangelien erklärt, jene in wahrsten Sinne des Wortes eher im "Verborgenen" behandelt werden und eher nicht so bekannt sind. Sie stammten aus der Zeit der Antike und wurden nicht in den Kanon des Neuen Testamentes aufgenom¬men.

Auf der Zeitschiene des Neuen Testamentes bewegten wir uns ins 2. Jhd. n. Chr. und nahmen die älteste Handschrift des Neuen Testamentes unter die Lupe. Ebenfalls wurde aus dem 4. Jhd. der Codex Sinaiticus von Konstantin von Tisch¬endorff im Jahre 1844 im Katharinenkloster auf dem Sinai entdeckt. Der ge¬nannte Codex enthält das vollständige Neue Testament und große Teile des Al¬ten Testamentes. Nach dem geschichtlichen Teil der Evangelien nahmen wir die Zwei-Quellen-Theorie durch. Genauer betrachtet wurden die drei "Synoptiker" und deren unterschiedlichen Quellen, die sie zur Entstehung ihrer Evangelien verwendet hatten. Da es schriftliche Quellen gab, die sich auf die Aufzeichnung von Worten und Gleichnissen Jesu beschränkten, beweist das apokryphe Tho¬masevangelium. Dabei wurde auf das Sondergut und die Logienquelle (Quelle Q) von Matthäus und Lukas zurückgegriffen. Im Zuge der Evangelien wurden Be¬sonderheiten der drei "Synoptiker" und die Unterschiede zwischen dem Johan¬nesevangelium und den "Synoptikern" erläutert.

Im zweiten großen Teil des Kurses wurden die Briefe des Neuen Testamentes durchgenommen. Zuerst nahmen wir die unterschiedlichen Briefarten, die in der Antike gängig waren, durch. Zudem erfuhren wir mehr über die Beschreibstoffe und Buchform im griechisch-römischen Raum in der Antike. Natürlich behandel¬ten wir ebenso die Briefe des Apostels Paulus und sein Leben. Angefangen mit Paulus und die Apostelgeschichte, in diesen Themen nahmen wir einen genauen Blick auf die Unterschiede der Überlieferungen der beiden Erzählungen. Darüber hinaus lernten wir die vierzehn Briefe des Paulus kennen, wovon aber sieben Briefe als "echte" Paulusbriefe und sieben als "unechte" Paulusbriefe zählen. Be¬sonders interessant war eine literarkritische Analyse eines Briefes, den Zweiten Korintherbrief kennenzulernen. Dabei wird der Brief anhand von Brüchen, Span¬nungen und Ungereimtheiten untersucht. Letztendlich stellt sich dabei heraus, dass der Brief aus sechs verschiedenen Fragmenten zusammengefügt wurde.

Für besonderen Zuspruch und Diskussionsbedarf sorgte der Römerbrief, dessen Inhalt am wenigsten Briefcharakter aufweist, sondern sich mit systematisch the¬ologischen Gedanken befasst. Nach dem Römerbrief wurde eine Auswahl an noch besprechenden Briefen getroffen und wir fassten die Pastoralbriefe zusam¬men.

Die Pastoralbriefe (1. und 2. Tim. u. Tit.) sind im Gegenteil zu den paulinischen Briefen an die Gemeinden, an die "Hirten" gerichtet. Anstatt von Aufzählungen von persönlichen Charismen findet man in den Pastoralbriefen die Aufzählung von institutionalisierten Ämtern. Uns liegt in den Pflichtenspiegeln der Briefe, die erste uns bekannte Kirchenordnung dar. Der unbekannte Verfasser der drei Briefe, ist jedoch überzeugt, im Sinn und in der Autorität des Apostels Paulus zu schreiben und dessen Lehre für seine Zeit verbindlich darzulegen.

Zum Abschluss nahmen wir noch das letzte Buch der Bibel durch. Die Offenba-rung des Johannes hatte es zunächst schwer, aus unterschiedlichen Gründen, in den Kanon der Heiligen Schrift zu gelangen. Dennoch begeisterte uns das Buch und fanden heraus, wie viele Apokalypsen in der alttestamentlichen und frühjü¬dischen Tradition bereits vorhanden waren.

Nach dem Frühstück, am Freitag, den 12.01.2018 fuhren wir wieder in unsere Heimatklöster und trennten uns schweren Herzens. Ein großer Dank und ein herzliches Vergelt´s Gott gilt unserer Referentin Sr. Dr. Justina Metzdorf OSB.