Bericht über das Modul "Lectio Divina"

(Januar 2019 in Mariendonk)

von Paula Grastat OSB / Mariendonk

Das Noviziatsmodul zur „Lectio Divina“ wurde geleitet von P. Bruno Rieder. Es waren 15 Teilnehmer aus 11 verschiedenen Klöstern.
Die Lerneinheiten bestanden aus Vorträgen und anschließenden Übungen, um das gelernte in der persönlichen Lectio anzuwenden.
Die einzelnen Einheiten unterteilten sich in:

Gott zwischen den Zeilen
Warum lesen wir überhaupt? Lesen der Schrift als Wort Gottes bewässert unser ausgetrocknetes Innere wie eine Quelle. Wir lesen im Buch der Schrift und im Buch der Schüpfung, beide haben den selben Autor und bei beiden sind wir nicht Zuschauer, sondern Mitspieler. Gott sitzt nicht in den Buchstaben oder den Zeilen, sondern dazwischen. Man muss sich der Leere und Stille aussetzen, um in diesen Leerraum Gott zu finden. Lectio Divina ist Grundhaltung und Lebensweise.

Sakrament unserer Freundschaft mit Gott
Die Bibel will als der lebendige Christus gelesen werden, nur dann spricht Christus durch die Schrift zu uns. Durch das Lesen der Schrift lernen wir Gottes Herz kennen und von diesem Herz sollen wir uns umformen lassen. Es sind nicht wir, die etwas aus der Bibel heraus holen, sondern die Schrift bringt Worte in uns hinein und diese Worte verwandeln und befreien.

Jesus als Vor-Leser
In Lk 10,26 fragt Jesus: „Wie liest du in der Schrift?“, in Lk 4,16-21hat er uns gezeigt, wie er in der Schrift liest und was wir daraus lernen können. Das bewusste Aufstehen zur Lesung, sich das Buch reichen lassen. Sich die Schrift von Jesus vorlesen lassen. Das Erfahrene weiterschenken an andere und schauen wo die Lesung heute in unser Leben hinein leuchtet und Christus aufnehmen, denn dadurch gibt er uns die Macht Kinder Gottes zu sein.

Die Heilige Schrift in der RB
Das Möchsleben als Leben aus der Heiligen Schrift. Die RB versteht sich als Auslegung der Schrift, man wird zur Schrift durch die Regel hingeführt. RB: 4,51-54 ist das innere und äußere zur Ruhe kommen, 4,55 ist das hören und 4,56 dann das antworten. RB 48: Von der täglichen Handarbeit. Die von Gott wegführenden Gedanken sollen mit dem Wort Gottes ersetzt werden.

 Die 8. Gebetsweise des hl. Dominikus
Bildmeditation: Mit beiden Händen die Schrift festhalten, immer den lebendigen Christus vor Augen haben, einen eigenen Raum schaffen und die Hindernisse überwinden, bis man zu den Früchten kommt.

 Guigo II: Scala claustralium
Die erste Stufe: Die Lectio ist das Fundament, auf dem man stehen muss. Die zweite Stufe: Die Meditatio nimmt die Details wahr durch Wiederkäuen und beförtert sie bis zu unserem Herzensgrund. Die dritte Stufe: Die Oratio, hier erfleht der Mensch Gottes Gnade und gewinnt die Kraft zu erfüllen, was ihm aufgetragen ist. Die vierte Stufe: Die Contemplatio ist reines Gnadengeschenk, sie berauscht die durstende Seele, wenn wir uns Gottes Wirken ausliefern.

Lectio Divina: Praxis
Widerstände gehören zum geistlichen Leben und auf diese Widerstände muss man überhaupt erstmal aufmerksam werden und sich mit ihnen produktiv auseinander setzen. Am wichtigsten dabei ist nicht auszuweichen, sondern dranbleiben. Lectio Divina ist aktives Lesen, es geht darum den Text zu verinnerlichen.